Dienstag, 5. Dezember, Tag 2

Hardcore Poker

Am Dienstag um 09:00 Uhr geht’s wieder los. Nach einem hervorragenden englischen Frühstück setzen wir uns, immer noch schlaftrunken, wieder an die Tische. Ab sofort werden die Monitore in den Kojen außer Betrieb genommen und ausschließlich über Smartphones gespielt; das bleibt auch so bis zum Ende des Turniers. Ab jetzt wird der ganze Tisch auf den Handys angezeigt, was sich als merklich anstrengender erweist – zu viele Informationen auf den kleinen Monitoren; es ist schwierig, den Überblick zu behalten.

Unsere Aufstellung für Heat 3 und 4: Herbert, Herwig, Alfred, Astrid, Robert, Lukas.

In der dritten und vierten Runde haben wir somit statt Wolfgang Herwig eingesetzt. Obwohl Herwig ausdrücklich nur als Ersatzspieler nach England mitfahren durfte, wollten wir schon allein aus Teambuilding-Gründen nicht, dass einer von uns während des ganzen Turniers ausschließlich auf der Ersatzbank verbringt. Nach kurzer Diskussion innerhalb des Teams erklären sich alle bereit, zugunsten von Herwig den einen oder anderen Heat freiwillig auszusetzen. 

Unser Ziel: wir wollen unbedingt den Cut schaffen = unter die ersten 6 kommen.

Unsere Taktik: wir spielen unverändert unser bestes Spiel weiter.

Erfolg: nach der dritten Runde durchwachsen, aber nach Ende von Heat vier wieder ausgesprochen zufriedenstellend.

Leider klappt die dritte Session gar nicht. Etliche unserer gegnerischen Teams sind merklich loose-aggressiver geworden, während wir unser tightes Spiel beibehalten haben. Wir werden in Heat 3 letzte.

Dafür aber sind wir in der vierten Runde ausgesprochen gut unterwegs. Einige loose Bluffs haben funktioniert und haben uns mehrmals Top-Rankings eingebracht. Heat 4 endet mit Platz 5, sodass wir im Gesamtranking zwar auf den 7. Rang abrutschen, allerdings mit reichlich Entwicklungschancen. Mexiko und Deutschland lassen wir hinter uns. Indien liegt nur 6 Punkte vor uns, noch durchaus erreichbar. Die Plätze rund um den Cut liegen sehr knapp beisammen, sodass hier alles möglich ist. Weiter absetzen können sich jedoch die Spitzenplätze Irland, Italien und England. So hat Irland nach nur vier Heats bereits 30 Punkte Vorsprung vor dem Zweiten, England.

Richtig beunruhigt hat mich, dass ein Spieler vom Digital Team, ein lustiger Typ, gemeint hat, ihm gefiele mein Spiel. Immer wenn beim Pokern ein Spieler gelobt wird, sollten alle Alarmglocken läuten. Normalerweise tut man so etwas, um einen Gegner zu ermutigen, weiter seinen Stil beizubehalten. Lob beim Pokern ist selten ehrlich gemeint.   

Der Zeitplan ist ein wenig ins Wanken gekommen. Deshalb hat die Turnierleitung verkündet, dass Heat 5, 6 und 7 noch gespielt werden und am darauffolgenden Tag 8, 9 und 10 sowie ein verkürztes Finale.  

Unsere Aufstellung für Heat 5, 6 und 7: Wolfgang, Herwig, Lukas, Robert, Alfred, Herbert.

Auch diesmal stellen wir wieder um - Astrid darf das Spiel aus der Zuschauertribüne verfolgen.  Übrigens: Zuschauen ist fast noch spannender als das Spiel selbst. Die einzelnen Tische werden live und offen gezeigt. Man kann als Zuschauer somit mitfiebern, ob die Teampartner auch wirklich die richtigen Entscheidungen treffen. Zusätzlich wird nach jeder Hand das Gesamt-Ranking und dessen Änderungen live gezeigt. Das Ganze erinnert ein wenig an den Song-Contest und ist fast unerträglich spannend.

In diesen beiden Heats wird unerträglich aggressiv gespielt. Wir hingegen haben unsere Taktik auf noch tighter umgestellt. Die Idee dabei ist, den Gegnern Gelegenheit zu geben, sich gegenseitig selbst zu vernichten. Die Idee ist aufgegangen. Wir landen am Ende des Tages auf den kumulierten Rang 6.

Sehr gut gelaunt über unser erreichtes Zwischenziel fahren wir, abgeholt von zwei Bussen, ins nahegelegene Old Oak, einem Pub aus dem 17. Jhdt., wo wir ein hervorragendes Dinner genießen und gleichzeitig den 35. Hochzeitstag (!) des IFMP-Präsidenten Patrick Nelly und dessen Frau feiern dürfen. Ein lustiger Ausklang eines anstrengenden Tages.

Euer Herbert

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